Karl-Ludwig Leiter

Meditation und Mut – Ein Gespräch mit Karl-Ludwig Leiter

Frage:  Was hat Wagemut mit Meditation zu tun?

Antwort: In der Meditation geht es darum, zu entdecken, wer wir wirklich sind. Seltsamerweise haben viele Menschen gerade davor Angst. Wir vermuten schlimme verborgene Dinge tief in uns drinnen, die man besser nicht hoch kommen lässt – Ecken und Winkel in unserem Wesen, die man lieber nicht anschauen mag.

Einige Menschen sind sich dieser Ängste sehr klar bewusst – ihnen fehlt oft nur das richtige Werkzeug, um damit umzugehen. Den meisten Menschen jedoch ist gar nicht klar, wie weit ihr Leben von Ängsten und Beklemmung bestimmt wird.

Furcht äußert sich nicht nur darin, dass Menschen verschüchtert in der Ecke sitzen. Ängste verstecken sich oft hinter den glatten Fassaden von Professionalität oder hinter der rastlosen Geschäftigkeit der Workaholics.

Frage:  Und das alles kommt bei der Meditation hoch? Das klingt bedrohlich.

Antwort: Bedrohlich für wen? Für den, der sich mit seiner Angst identifiziert oder für den, der mutig ist und bereit, sich selbst und die gewohnte Welt in Frage zu stellen?

Frage: Hat man denn da eine Wahl?

Antwort: Man hat immer eine Wahl. Ob man in gewohnten Bahnen weiter läuft, oder ob man Veränderung zulässt – das entscheiden wir in jedem Augenblick neu. Die Frage ist: Begegnen wir unserem Leben mit Mut und Offenheit oder suchen wir zwangsläufig immer wieder die vermeintliche Sicherheit von Gewohnheit, ständiger Wiederholung und festgefahrener Regeln und Routine?

Frage: Und Meditation ist die Lösung?

Antwort: Eldridge Cleaver, eine alte Hippie Legende, hat gesagt: Man ist entweder Teil des Problems oder Teil der Lösung. Es ist eine Frage der Offenheit des Geistes, ob man sich überhaupt bewusst ist, dass man eigentlich immer eine Wahl hat!

In der Meditation schaffen wir einen Raum, der genau diese Offenheit ermöglicht. Genauer gesagt, wir werden uns bewusst, dass dieser Raum schon immer da war. Genau davor haben wir ja Angst, die Ungewissheit von offenem Raum, nicht zu wissen, wie es weiter geht, keine Garantie, keine Sicherheit… Deshalb ziehen wir es vor, in engen kleinen Welten zu leben – die sind überschaubar, vertraut und wir glauben sie sicher unter Kontrolle zu haben.

Frage: Und was genau macht man in Ihren Seminaren?

Antwort: Die Teilnehmer erhalten eine ausführliche Anleitung, wie die traditionelle, Jahrtausende alte Meditationspraxis geht. Das ist nicht kompliziert und kann auch von Anfängern sehr schnell erlernt werden. Dennoch ist es schwer dies zu tun, nicht weil die Übung selbst komplex und schwierig ist, sondern weil unsere altbekannten Gewohnheiten so fest und verkrustet sind. In der Meditation gibt es nichts zu tun und viele Menschen glauben, genau das nie und nimmer tun zu können. Meditation ist eine Frage des Lassens – des Loslassens. Im Zusammenhang mit dem Thema Angst geht es darum, die Fixierung und Anhaftung an eben diese Ängste los zu lassen. Das ist oft nicht so einfach, wie es klingt, aber vielleicht viel viel leichter als man denkt.

Es gibt nur einen Weg das heraus zu finden: Man muss es machen. Ohne den Mut, sich den eigenen Ängsten zu stellen, indem wir sie offen und ehrlich anschauen, werden diese beklemmenden Gefühle nie verschwinden. Dazu müssen wir uns ein kleines Stück hinaus wagen in ein unbekanntes Land, ein Land von Offenheit und neuem Potential.

Dazu braucht es Mut – Lebensmut, Wagemut und Sanftmut

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